Die alte Wassersägemühle stammt aus den 1890er Jahren und gehört zum Gut Roß, einem landwirtschaftlichen Mustergut das Graf Dr. jur. Max von Landsberg-Velen (1847-1902) in den 80er Jahren des 19. Jhd. anlegen ließ.
Sägemühle 1953, eine alte Mooreiche
aus Hochmoor wird zum sägen vorbereitet
Die Wassersägemühle ist untergebracht in einem langgestrecktem Gebäude
an dessen östlicher Traufseite ein Turbinenhaus mit kurzem Zwischentrakt
angebaut wurde.
Hier befindet sich im für Besucher nicht zugänglichen Untergeschoss
die Turbine, bei der das Wasser im Wasserkasten von außen über sogenannte
Fink`sche Drehschaufeln auf das Laufrad geleitet wird, von wo es dann in das
Unterwasser fließt.
Die durch den Antrieb der Turbine gewonnene Drehkraft wird auf die dazugehörige
Transmission geleitet, von der aus die Kraft auf das sogenannte "Horizontalgatter"
übertragen werden kann.
Dieses befindet sich im Inneren des Langhauses, dessen Fußboden nach wie
vor aus gestampftem Erdreich besteht. Das Horizontalgatter stellt die eigentliche
Sägevorrichtung dar und ist mit seinem gusseisernen Portal im Jahre 1928
von der Firma Carl Weymann aus Osnabrück geliefert worden.
36 Jahre lang - seit 1972 - hatte die Turbine nun im Schlamm gestanden und war
nicht mehr betrieben worden. Die Sägeeinrichtung war nur noch vereinzelt
mit Elektrokraft betrieben worden. Das Wasser des Weißen Vennbaches floss
indess ungenutzt an der Mühle vorbei.
Nun hat der Heimatverein Velen unter der Regie von Josef Klöpper und Karl-Heinz Honerbom in unzähligen Stunden die Turbine wieder freigelegt und vollständig vom Schlamm befreit.
Erfreulicherweise konnte die Turbine wieder flott gemacht werden, ohne dass es einer aufwendigeren Reparatur bedurfte. Das teilweise baufällige Gebäude der Sägemühle, die wegen ihrer Bedeutung für die Orts- und Wirtschaftsgeschichte von Velen auf Anraten des LWL-Amtes für Denkmalpflege in Westfalen im Frühjahr 2008 unter Denkmalschutz gestellt wurde, konnte denkmal gerecht instand gesetzt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Horizontal Gattersäge - Funktionsschema
Schon kurz nach der Erbauung der Sägemühle hatte sich gezeigt, dass
die Wasserkapazitäten des Weißen Vennbaches, der vor der Mühle
in zwei Teilen auch heute noch entsprechend aufgestaut werden kann, für
den damals sich etablierenden Lohnbetrieb nicht genügend Wasser führte,
um die Säge ausschließlich mit Wasserkraft betreiben zu können.
Zu diesem Zweck ließ Graf Dr. Max von Landsberg-Velen im Juli 1894 bei
der Maschinenfabrik von Heinrich Lanz in Mannheim, Großherzogtum Baden,
einen beweglichen Dampfkessel - Locomobile - anfertigen, der mit der Fabrikationsnummer
3863 nach Velen ausgeliefert und bereits im August 1894 in Betrieb genommen
werden konnte. Die Locomobile fand an der Sägemühle Aufstellung und
versorgte das Horizontalgatter auch dann noch mit der erforderlichen Kraft,
wenn nicht mehr genügend Wasser vorhanden war.
Locomobile (Meyers Lexicon 1926)
Die Locomobile ist noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg an der Sägemühle in Funktion gewesen, ehe sie dann zum Hauptbetrieb des neuen Eigentümers, des Magarinefabrikanten Ferdinad Lülf nach Osterwick verbracht worden ist, wo sich ihre Spur verliert. Bereits 1921 hatte die Sägemühle auch schon Unterstützung durch einen Elektromotor erhalten, wie sich aus alten Akten ergibt.
Der Traum des Heimatvereins Velen, der die Sägemühle nun seit Juni 2008 ehrenamtlich betreut, ist es, für die Sägemühle wieder eine solche Locomobile zu erhalten, um die Anlage auch mit "Dampf" fahren zu können. Doch dies bleibt zunächst Zukunftsmusik...